Schweinfurt: Eine Liebeserklärung mit Augenzwinkern
Oft werde ich auf der Straße angehalten und gefragt: „Warum drehst du nicht einmal positive Filme über Schweinfurt?“ Eine berechtigte Frage, auf die ich stets antworte: In unserer Mediathek tummeln sich unzählige Lobeshymnen auf Schweinfurt und Mainfranken. Doch jetzt kommt der Clou: Mit verschlossenen Augen durch die Stadt zu laufen, ist einfach nicht mein Stil.
Mit offenen Augen hingegen sehe ich den berüchtigten Schandfleck in der Kesslergasse, der mir den Tag vermiest, sobald die Uhr 11 schlägt. Ich sehe Radfahrer und E-Scooter-Fahrer, die in der Fußgängerzone offenbar eine Art Wild-West-Reenactment veranstalten, indem sie mich als bewegliches Ziel nutzen. Und dann der Lieferverkehr! Autos parken munter überall, während Omnibusse im Fußgängerbereich offenbar Fangen spielen.
Auch die sprachliche Vielfalt der Stadt lässt mein fränkisches Herz manchmal schneller schlagen – vor Sehnsucht. Ich höre 130 Nationen sprechen, aber das melodische „Grüß God“ meines Dialekts sucht man fast vergebens. Das weckt nostalgische Gefühle und manchmal auch Zorn über verpasste Chancen und Fehlentscheidungen in meiner Heimatstadt.
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Schweinfurt ist und bleibt eine Industriestadt, das kann nicht geleugnet werden. Trotz aller Bemühungen, der Stadt ein neues Flair zu verleihen – und seien wir ehrlich, stellenweise ist dies grandios gelungen – haftet ihr immer noch das alte Image von Öl und Stahl an. Und ja, mir ist aufgefallen, dass die Stadt schmutziger geworden ist. Woran das liegt? Natürlich auch an uns, den Bewohnern und Besuchern.
Was mir persönlich fehlt, ist eine echte Fußgängerzone, eine Oase der Ruhe, in der auch wir Ältere sicher und sorgenfrei flanieren können. Ich träume von mehr innovativen Geschäften, die nicht bei Größe 40 enden, und von lebendigen Bereichen für Kinder und Jugendliche im Herzen der Stadt.
Es ist viel getan worden, das sehe und schätze ich. Doch die Zukunft verlangt nach mehr: Weg mit der uninspirierten Hutschachtel-Architektur! Her mit kreativen und ansprechenden Gebäuden! Lasst uns Rad- und Fußwege trennen, damit alle sicher und ungestört durch unsere Stadt kommen.
Und zu guter Letzt, ein Appell an unsere Stadtväter und -mütter: Lasst das kleinkarierte Denken hinter euch. Plant und denkt weit voraus. Denn nur so wird Schweinfurt nicht nur eine Stadt zum Arbeiten, sondern auch eine zum Leben sein.
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