Gochsheim: Goggsum – Eine fränkische Oase voller Tradition und unvergesslicher Erlebnisse
Gochsheim, oder wie die Einheimischen sagen, Goggsum, ist mehr als nur ein Fleck auf der Landkarte des Landkreises Schweinfurt. Es ist ein Dorf, das vor Geschichte und Brauchtum nur so strotzt, ein Ort, an dem die Zeit scheinbar langsamer vergeht und Traditionen noch gelebt werden. Man könnte fast meinen, die Uhren ticken hier anders – vielleicht liegt das an den jahrhundertealten Kirchenglocken der Gochsheimer Kirchenburg, die ihren eigenen Rhythmus vorgeben.
Goggsum, ein ehemals kaiserlich unmittelbares und freies Reichsdorf, hat es sogar ins bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes geschafft. 2016 wurden die Sennfelder und Gochsheimer Friedensfeste von der Deutschen UNESCO-Kommission geehrt. Aber Hand aufs Herz: Für die Gochsheimer selbst ist diese Auszeichnung nur das i-Tüpfelchen auf einer jahrhundertealten Tradition, die ohnehin schon tief in ihren Herzen verankert ist.
Das Dorf ist weithin bekannt als Gärtnerdorf – und das zu Recht! Hier wird nicht nur gepflanzt und geerntet, sondern auch gefeiert, was das Zeug hält. Die Gochsheimer Kirchweih ist das Highlight des Jahres. Für die Kinder von Goggsum, mich eingeschlossen, war es das absolute Höchste. Wer braucht schon Disneyland, wenn man die Gochsheimer Kirchweih hat? Die Planpaare in ihren prachtvollen Trachten, die stolzen Planburschen mit ihren eigenartigen Hüten – ein Anblick, der mir damals mächtigen Respekt einflößte und mich heute noch schmunzeln lässt.
Jedes Jahr, am ersten Sonntag im September, erinnert das traditionelle Kirchweihfest erneut an den Friedensschluss nach dem 30-Jährigen Krieg und die Wiedererlangung der Reichsfreiheit im Jahre 1649. Das Friedensfest mit dem Plantanz, das 2016 in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde, steht wieder vor der Tür. Um 14:15 Uhr beginnt der Aufzug der Planpaare, gefolgt vom Plantanz mit Festbetrieb und Bocksbeutelbar. Um 17 Uhr werden die ehemaligen Planpaare geehrt und Ehrentänze aufgeführt. Der Festbetrieb startet jeweils ab 11 Uhr und die Musik ab 14 Uhr – ein Spektakel, das man nicht verpassen sollte.
Der Ortskern wird von der beeindruckenden Gochsheimer Kirchenburg dominiert, die über allem thront und den Charme vergangener Tage versprüht. Hier scheint die Zeit stillzustehen, und jeder Winkel erzählt seine eigene Geschichte. Besonders die alte Schule in der Schweinfurter Straße birgt für mich viele Erinnerungen – gute wie schlechte. Als Katholik musste ich damals in die alte Schule, während die Evangelischen bereits die neue Schule genießen durften. Ach, wie oft habe ich mir gewünscht, die religiöse Zugehörigkeit wechseln zu können, nur um auch einmal das moderne Schulgebäude von innen zu sehen!
Doch trotz aller Unterschiede und kleinen Rivalitäten im Schulalltag, war Goggsum ein Ort, der uns alle zusammenschweißte. Die Kirchweih und das Erntedankfest waren die Höhepunkte des Jahres, bei denen die gesamte Dorfgemeinschaft zusammenkam und feierte. Ein weiterer Höhepunkt im Veranstaltungskalender ist das alljährliche Erntedankfest mit einem farbenprächtigen Umzug und anschließendem Plantanz. Diese Feste waren nicht nur Tradition, sondern auch Ausdruck eines tief verwurzelten Gemeinschaftsgefühls.
Heute, wenn ich an Goggsum denke, erinnere ich mich an die bunten Feste, die einzigartigen Hüte der Planburschen und die herzerwärmenden Geschichten, die dieser Ort zu erzählen hat. Gochsheim ist nicht nur ein Dorf, es ist ein Stück Heimat – voller Charme, Geschichte und unvergesslicher Erlebnisse.
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